WIRTSCHAFTSWEISE

So kommen meine Bienenvölker durchs Jahr

Viele Kundinnen und Kunden sind von den Honigbienen genauso fasziniert wie ich und stellen Fragen, wenn sie mich beim Imkern sehen oder Honig kaufen.
Für Interessierte habe ich einige Informationen zu meiner Wirtschaftsweise zusammengestellt. So erfährst du, wie meine Bienen durchs Jahr kommen.

Ursprünglich komme ich aus Bad Segeberg in Schleswig-Holstein. Um mit der Wirtschaftsweise meines Vaters kompatibel zu bleiben, habe ich mich entschieden, auf Segeberger Beute und Deutsch Normalmaß zu setzen. Damit bin ich in meiner Wahlheimat Bayern ein Exot. Denn hier sind Holzbeuten mit Rähmchenmaßen wie Zander, Dadant oder Zadant üblich. Für mich haben die aus Styropor gefertigten Beuten den Vorteil, dass ich auch eine volle Honigzarge heben kann, ohne Rückenschmerzen zu bekommen. Bei 1,67 Meter Körpergröße keine leichte Aufgabe. Da ich pfleglich mit dem Material umgehe, werden mich die Beuten die nächsten 25 bis 30 Jahre begleiten.

SCHWARMKONTROLLE

Meine Bienenvölker stehen an einer Streuobstwiese am Rande des Ampermooses. Im Mai ist die Gefahr, dass sich ein Volk teilt und ein Schwarm abgeht, am größten. Im Wonnemonat kontrolliere ich deshalb den Schwarmtrieb bei der wöchentlichen Durchsicht der Völker. Entdecke ich beim Kippen der oberen Brutzarge sogenannte Weiselzellen, bin ich vorgewarnt. Denn in den Weiselzellen ziehen sich die Bienenvölker eine neue Königin.

VÖLKER VERMEHREN

Bevor es zum Abgang eines Schwarms kommt, bilde ich Ableger von meinen Wirtschaftsvölkern. Damit die Bienen nicht an ihren angestammten Platz zurück fliegen, stelle ich die Ableger in drei bis vier Kilometer Entfernung auf. Die Ableger ziehen sich dann eine neue Königin, die in der Umgebung von männlichen Bienen, den Drohnen, begattet wird. Bei dieser Standbegattung habe ich keinen Einfluss auf die Genetik. Nicht immer sind die Nachkommen reine Carnica Bienen. Bei mir sind alle Kreuzungen willkommen, sofern sie fleißig, friedlich und robust sind.

BIENENGESUNDHEIT

Auch werde ich bei den neu gebildeten Völkern beobachten, wie meine „Promenadenmischungen“ mit der Varroa Milbe zurecht kommen. Dieser Parasit heißt nicht umsonst Varroa destructor, denn er kann Bienen so sehr schwächen, dass Völker den Winter nicht überstehen. Damit es meinen Bienen gut geht, behandle ich sie mit organischen Säuren, nachdem die Honigernte abgeschlossen ist. Im August wird Ameisensäure im Bienenstock verdampft. Die Ameisensäure verteilt sich über einen Langzeitverdunster im Bienenstock. Um den Befallsdruck festzustellen, zähle ich die Milben, die abfallen und sich auf einem Schieber über dem Boden sammeln. Ist ein Volk stark befallen, muss es im September erneut behandelt werden. Um Weihnachten herum, wenn die Königin keine Eier mehr legt, träufel ich Oxalsäure in die Wabengassen. Damit die Behandlung schonend ist, achte ich auf die richtige Witterung und passe die Behandlung dem Befallsdruck und der Stärke eines Volkes an.

DROHNENBRUT ENTFERNEN

Ein Teil vom Varroa-Management ist auch das Entfernen von Waben mit Drohnenbrut. Die (einzige) Funktion der männlichen Bienen im Bienenvolk ist es, die Königin zu begatten. Bei meiner Wirtschaftsweise tauscht ein Volk seine Königin nach zwei bis drei Jahren von alleine aus oder zieht sich im Falle der Ableger eine Königin nach. In jede Brutzarge gebe ich ein Rähmchen ohne Mittelwand (vorgeprägte Wachsplatte) und ohne Drähte. Diese Baurähmchen nutzen die Bienenvölker für die Drohnenbrut. Um den Varroa-Befallsdruck zu senken, entferne ich die Drohnenbrut zwischen Ende April und Ende Juni alle drei Wochen. Da ein Drohn länger braucht, bis er entwickelt ist als eine Arbeiterin oder eine Königin, geht die Varroa-Milbe bevorzugt in die Brutzellen mit Drohnen. Bevor ich das Wachs der Baurähmchen im Sonnenwachsschmelzer ausschmelze, hänge ich sie in die Obstbäume. Die Kohlmeisen und Spatzen sind dankbar für die proteinreiche Nahrung für ihren Nachwuchs.

BIENEN FÜTTERN

Sobald die Sommertracht abgeschleudert ist, füttere ich die Bienenvölker mit Zuckersirup auf. Den invertierten Zucker können die Bienen besonders schnell aufnehmen. Die zehn Kilogramm, die ich in eine Futterzarge gebe, hat ein Bienenvolk innerhalb weniger Tage aufgenommen. Eine Woche nach der Aufnahme beginne ich mit der Varroabehandlung. Ist der erste Teil der Behandlung abgeschlossen, erhält jedes Volk weitere 10kg Futter. In den letzten Jahren ist der Jahresrhytmus durcheinander geraten. Warme Winter und später Frost können dazu führen, dass die Völker mehr Futter benötigen. Durch Anheben der Beuten im späten Winter kontrolliere ich, ob die Völker genügend Reserven haben.

Bienenvolk Ableger Segeberger Beute
Honigbiene Carnica auf Blüte Borretsch Gurkenkraut

Bienenschwarm gesichtet?BIENEN
RETTEN

Solltest du in deiner Umgebung im Mai oder Juni einen Bienenschwarm entdecken, sag bitte einer Imkerin oder einem Imker in der Nähe Bescheid. Die Kolleginnen und Kollegen werden versuchen, den Schwarm einzufangen. Denn ohne uns haben die Schwärme der Honigbiene keine Chance zu überleben.

Undine Fraatz © Bogdan Kramliczek

Jede Biene zähltACHTSAMKEIT
ÜBEN

Imkern bedeutet für mich, dass ich die Verantwortung für bis zu 70.000 Bienen pro Volk habe. Bei der Arbeit bemühe ich mich, so achtsam zu sein, dass ich keine Biene verletze. Je ruhiger und konzentrierter ich bin, desto besser gelingt mir das. Wie alle Tiere reagieren Bienen auf uns. Ich bin dankbar, dass ich mich im Miteinander mit meinen Bienen weiterentwickeln darf.